Aktuelles aus Presse und Internet
In diesem Bereich finden Sie auktuelle Berichte aus der Presse und dem Internet. Bitte beachten Sie, dass die Sächsische Krebsgesellschaft e. V. nicht für diese Inhalte verantwortlich ist und nur auf sie verweist.
Studie zur Situation der Tumorberatungsstellen in Sachsen
Im Rahmen des sächsischen Gesundheitszieles Brustkrebs haben das Sächsische Staatsministerium für Soziales und die Sächsische Krebsgesellschaft die Situation der ambulanten Tumorberatungsstellen in Sachsen im Jahr 2008, vor der Kreisgebietsreform, untersuchen lassen. Die Ergebnisse der Studie werden derzeit mit den Beratern, aber auch mit den Amtsärzten diskutiert.
Sie können die Studie hier herunterladen (924 KB).
Pressemitteilung: Mammographie-Screening erfüllt die Erwartungen
Brustkrebs: aktuelle Daten lassen Frauen weiter hoffen – Heilungsraten inzwischen bis zu über 80 %
Berlin. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und die Kooperationsgemeinschaft Mammographie (KoopG) haben heute in Berlin den ersten Evaluationsbericht des Mammographie-Screening-Programms in Deutschland vorgestellt. „Mit dem Bericht haben wir nun erstmals belastbare Daten für Deutschland, um den medizinischen Nutzen zu beweisen“, erklärt Prof. Matthias Beckmann, gynäkologischer Onkologe und Vorstandsmitglied der Deutschen Krebsgesellschaft.
Laut Bericht liege der Anteil der invasiven Karzinome von einer maximalen Größe bis 10 Millimeter bei gut 30 Prozent. Vor Einführung des Mammographie-Screenings waren es nur rund 14 Prozent. Bei mehr als zwei Drittel (76,7 %) aller im Programm entdeckten invasiven Karzinome wären die Lymphknoten noch nicht befallen. Vor dem Screening lag der Wert mit 49 Prozent deutlich darunter. „Für die Frauen, die hinter den Zahlen stehen heißt dies: Deutlich höhere Heilungschancen!“, freut sich Beckmann und ergänzt: „Das in Deutschland flächendeckend eingeführte Screening ist das derzeit bestverfügbare Instrument, um bei Frauen eine Brustkrebs-Erkrankung möglichst frühzeitig zu entdecken und damit durch eine schnelle und zielgerichtete Behandlung die Heilungschancen zu verbessern“.
Moderne Therapien und ein qualitativ hochwertiges Screening ermöglichen es, dass inzwischen Frauen mit Brustkrebs deutlich bessere Heilungschancen haben als noch vor einigen Jahren. „Wird der Brustkrebs in einem sehr frühen Stadium entdeckt, liegt die Heilungsrate bei gut über 80%“, weiß der Erlanger Gynäkologe.
Aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung solle laut Beckmann aber auch das Mammographie-Screening auf die Altersspanne nach 65 Jahren überprüft werden. „Wir wissen, dass Frauen immer älter werden und auch später einen Brustkrebs ausbilden können. Hier muss zeitnah die obere Altersgrenze diskutiert werden“, fordert Beckmann.
Der Nutzen der Früherkennungsmammographie ist auch für Frauen zwischen 40 und 49 Jahren nachgewiesen. Bei diesem Kollektiv jüngerer Frauen mit oft sehr röntgendichten Brüsten scheint die ergänzende Mammasonographie jedoch eine größere Rolle zu spielen. Zur optimalen Betreuung dieses Kollektivs werden momentan Studien durchgeführt. Weiterhin gilt es zu ermitteln, ob es Risikogruppen in der Bevölkerung gibt, bei denen eventuell ein intensiviertes Screening sinnvoll sein könnte. Der Erfolg dieser Programme ist abhängig von einer intensiven
Aufklärung der Frauen sowie einer engen Kooperation mit den die Frauen betreuenden Frauenärzten.
Brustkrebs: In Deutschland erkranken derzeit jährlich über 57.000 Frauen an Brustkrebs und etwa 17.500 sterben daran. Brustkrebs ist die häufigste Krebsneuerkrankung bei Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 63 Jahren. Risikofaktoren: Eine frühe erste Regelblutung (Menarche), Kinderlosigkeit oder ein höheres Alter bei der ersten Geburt sowie der späte Eintritt in die Wechseljahre (Klimakterium) werden mit einem erhöhten Risiko für Brustkrebs assoziiert. Ausgetragene Schwangerschaften in jungen Jahren, mehrere Geburten und längere Stillzeiten scheinen umgekehrt das Brustkrebsrisiko zu verringern. In vielen Studien wurde eine Risikosteigerung durch
Übergewicht, Bewegungsmangel und in gewissem Umfang durch regelmäßigen Alkoholkonsum beobachtet, während regelmäßige körperliche Aktivität und Sport einen günstigen Einfluss haben.
Pressestelle der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.
André Franck
Tel.: 03643 – 743749; Fax: 03643 - 743536
E-mail: presse@krebsgesellschaft.de; Internet: http://www.krebsgesellschaft.de
Lesen Sie hierzu auch:
Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundesausschuss (PDF, ca. 50 KB)
Evaluationsbericht (PDF, ca. 1 MB)
Bericht "Ernährung, körperliche Aktivität und Krebsprävention: Eine globale Perspektive" erschienen
Zusammenfassung kostenlos erhältlich
Beim World Cancer Research Fund ist der Bericht "Ernährung, körperliche Aktivität und Krebsprävention: Eine globale Perspektive" erschienen. Er ist das Ergebnis eines fünfjährigen Arbeitsprojekts, an dem ein internationaler Zusammenschluss von Experten mitwirkte.
Der Bericht ist in den Sprachen Englisch, Spanisch und Chinesisch verfügbar. Für weitere Sprachen, inklusive Deutsch, ist eine Zusammenfassung kostenlos verfügbar.
Fachartikel zum Nutzen der Krebsfrüherkennung erschienen
Artikel als PDF-Datei zum Download
Die in der Pressemitteilung angekündigte wissenschaftliche Studie zum Nutzen der Krebsfrüherkennung ist erschienen.
Wir bieten Ihnen hier den englischen Original-Artikel "Public Knowledge of Benefits of Breast and Prostate Cancer Screening in Europe" zum Download an.
Der Artikel steht unter Creative Commons 2.0 - Lizenz.
Gerd Giegerenzer et al.: Public Knowledge of Benefits of Breast and Prostate Cancer Screening in Europe. 2009. In: Journal of the National Cancer Institute Bd 101, S. 1216-1220.
Studie belegt: Nutzen der Krebsfrüherkennung in Europa deutlich überschätzt / Deutsche Patienten besonders schlecht informiert
Pressemitteilung des Harding Center for Risk Literacy
Interviews mit mehr als 10.000 Bürgern aus 9 europäischern Ländern gingen in die erste europaweite Studie zum Verständnis der Krebsfrüherkennung ein, die das Harding Center for Risk Literacy (Harding-Zentrum für Risikokompetenz) zusammen mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK-Nürnberg e. V.) durchgeführt hat. Die Ergebnisse verblüffen: Die Europäer erweisen sich als mangelhaft informierte Optimisten in Sachen Früherkennung – allen voran die Deutschen.
Das Bundesministerium für Gesundheit hat die Stärkung der Patientensouveränität zum „nationalen Gesundheitsziel“ erklärt. Aber sind die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und Europa wirklich informiert genug, um kompetent entscheiden zu können? Was das Wissen der Europäer zum Nutzen der Krebsfrüherkennung angeht, so lautet die Antwort jedenfalls eindeutig: Nein, sie sind es nicht.
So fanden die Wissenschaftler heraus, dass 92 % aller befragten Frauen den Nutzen der Mammografie als Mittel zur Vermeidung einer tödlich verlaufenden Brustkrebserkrankung überschätzen (oder gar keine Angaben dazu machen können). Und 89 % aller Männer versprechen sich zu viel vom PSA-Test im Hinblick auf die Reduktion des Risikos einer tödlich verlaufenden Prostatakrebserkrankung (oder bekennen ihr Unwissen zu diesem Thema).
Aber wie ist es tatsächlich um den Nutzen etwa der Mammografie bestellt? Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass von 1.000 Frauen, die nicht am Sreening teilgenommen haben, in einem Zeitraum von ca. 10 Jahren etwa 5 an Brustkrebs sterben; bei einer zweiten Gruppe von ebenfalls 1.000 Frauen, die sich für die Früherkennung entschieden haben, verringert sich diese Zahl auf 4. In vielen Informationsbroschüren wird dieser Sachverhalt in die Aussage übersetzt, dass die Mammografie eine Risikoreduktion um 20 % ermögliche (mitunter werden auch 25 % oder 30 % angegeben). Häufig schließen Frauen daraus, dass durch Mammografie 200 von 1.000 Frauen „gerettet“ werden. Die jetzt präsentierte Studie zeigt: In Deutschland wissen gerade einmal 0,8 % der Frauen, dass Früherkennung die Brustkrebssterblichkeit um etwa eine von je 1.000 Frauen reduziert – das ist europäischer Tiefstwert!
Dafür sind die Deutschen, Männer wie Frauen, „Prospekt-Europameister“: 41 % der Befragten informieren sich häufig durch Broschüren von Gesundheitsorganisationen – der europäische Durchschnitt liegt hier bei 21 %. Jene Deutschen, die solche Informationsquellen häufig zu Rate ziehen, sind aber keineswegs besser informiert als andere. Vielmehr überschätzen sie den Nutzen der Früherkennung noch etwas mehr als jene, die die Broschüren nicht lesen. Menschen im Alter von 50-69 Jahren, die besonders gefährdet sind und daher die wichtigste Zielgruppe des Informationsmaterials darstellen, sind keineswegs besser im Bilde als andere Altersgruppen.
Und noch einer weiteren Frage widmet sich die Studie: Sind Menschen, die häufiger Ärzte oder Apotheker konsultieren, besser über den Nutzen der Früherkennung informiert? Die Antwort darauf ist europaweit ein klares „Nein“. Insbesondere deutsche Frauen, die ihr Wissen zum Thema Früherkennung bevorzugt aus Gesprächen mit Ärzten und Apothekern beziehen, sind nicht etwa zu einer deutlich genaueren Einschätzung in der Lage, sondern zeigen sich schlechter informiert als andere, die sich weniger bei Ärzten oder Apothekern erkundigen. Die möglichen Ursachen dafür sind aus anderen Studien des Max-Planck-Instituts bekannt und liegen im medizinischen Aus- und Weiterbildungssystem begründet. Dieses versagt weitgehend bei der Aufgabe, Ärzte darin zu schulen, die statistischen Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zu verstehen und zu vermitteln. Und auch die Schulen lehren vornehmlich die „Mathematik der Sicherheit“, also Gebiete wie Algebra oder Trigonometrie, und führen nicht in statistisches Denken ein, das auf den Umgang mit den Risiken einer unsicheren Welt vorbereiten könnte.
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Direktor des Harding Center for Risk Literacy, zu den Ergebnissen der Studie: „Früherkennung birgt immer die Gefahr von Folgeschäden, wie z. B. unnötige Operationen oder Inkontinenz. Um informiert entscheiden zu können, ob sie teilnehmen möchten oder nicht, müssen Patienten um den möglichen Nutzen der Früherkennung genauso wissen wie um potenzielle Schädigungen. Nach den vorliegenden wissenschaftlichen Studien liegt der Nutzen des Mammographie-Screenings in der Altersgruppe von 50 bis 69 Jahren im Bezug auf tödlich verlaufende Brustkrebserkrankungen bei einer Reduktion um eine von je 1.000 Frauen. Für die Prostatakrebsfrüherkennung mit PSA-Tests liegt er bei null oder einem von 1.000 Männern. Unsere europaweite Studie zeigt nun, dass die Menschen diese Zusammenhänge einfach nicht kennen. Wenn wir mündige Patienten und kein paternalistisches Gesundheitswesen wollen, dann müssen wir genau hier ansetzen. Wir müssen – gerade in einem immer teurer werdenden System – die Menschen umfassend und präzise informieren und sie so in die Lage versetzen, notwendige Entscheidungen kompetent zu treffen.“
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt sprach einmal vom Ziel, dass Patienten und Ärzte „auf Augenhöhe“ miteinander sprechen sollen. Die europaweite Studie zeigt, dass einem das Erreichen dieses Ziels im Moment noch wie ein Traum vorkommen muss; ein schöner Traum zwar – aber eben ein Traum.
Mathias Voigt, Literaturtest, Pressesprecher Harding Center for Risk Literacy
Monbijouplatz 10, 10178 Berlin
Tel. +49 (0)30-531 40 70-10, Mobil +49 (0)176-24 03 26 31, Fax +49(0)30-531 40 70-99, voigt@literaturtest.de
Hanna Thon, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Lentzeallee 94, 14195 Berlin
Tel. +49 (0)30-82406-284, Fax +49(0)30-82499-39, thon@mpib-berlin.mpg.de
Quelle:
Die Studie wird am 2. September 2009 unter dem Titel „Public Knowledge of Benefits of Breast and Prostate Cancer Screening in Europe“ im Journal of the National Cancer Institute (Vol. 101, Issue 17) veröffentlicht. Sie entstand als Zusammenarbeit des Harding Center for Risk Literacy am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und des GfK-Nürnberg e. V. Ihre Autoren sind Gerd Gigerenzer, Jutta Mata und Ronald Frank.
Harding Center for Risk Literacy
Im Frühjahr 2009 wurde das Center am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung gegründet. Es ist im Forschungsbereich Adaptives Verhalten und Kognition angesiedelt und wird von Prof. Dr. Gerd Gigerenzer geleitet. Im Fokus des Forschungsinteresses stehen der Mensch und die Wahrnehmung statistischer Risiken. Dabei versteht sich das Center als Kern eines weltweiten Netzwerkes von Experten, die sich mit Risikowahrnehmung und kommunikation beschäftigen. Ermöglicht wurde die Gründung durch die großzügige Unterstützung des Londoner Geschäftsmanns David Harding.
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