Aktuelles aus Presse und Internet
In diesem Bereich finden Sie auktuelle Berichte aus der Presse und dem Internet. Bitte beachten Sie, dass die Sächsische Krebsgesellschaft e. V. nicht für diese Inhalte verantwortlich ist und nur auf sie verweist.
Kognitive Defizite nach Brustkrebstherapie
Tampa – Brustkrebsüberlebende können auch noch Jahre nach einer Brustkrebstherapie an mentalen Einschränkungen leiden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Betroffenen eine Chemotherapie in Kombination mit einer Bestrahlung oder eine Bestrahlung allein ...
Brustkrebs: Bedenken gegen Brachytherapie
San Antonio – Die Auswertung von Medicare-Daten in den USA zeigt, dass die interstitielle Brachytherapie, die zunehmend beim Mammafrühkarzinom zum Einsatz kommt, möglicherweise zu suboptimalen Ergebnissen führt. Die Zahl der späteren Lokalrezidive ist ...
Hohe Versorgungsqualität an Brustkrebszentren
Berlin – Die Versorgungsqualität an deutschen Brustkrebszentren mit einem Qualitätssiegel der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) ist hoch. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Benchmarking-Bericht der ...
Neuer Angriffspunkt für Therapie des Mammakarzinoms
Quebec – Ein Antikörper gegen ein mit dem Parathormon verwandtes Protein („PTHrP“) kann möglicherweise das Brustkrebswachstum und die Metastasierung des Karzinoms verlangsamen. Diese Entdeckungen machten Wissenschaftler um Richard Kremer von dem Research ...
Computer bewertet Brustkrebseigenschaften
Stanford – Bislang kategorisierten und bewerteten Pathologen die Eigenschaften von Brustkrebs und die Prognose der betroffenen Personen. Nun entwickelten Wissenschaftler um Andrew Beck von der Stanford School of Medicine einen Computer, der zumindest im ...
Psychosoziale Versorgung von Krebspatienten
Versorgungsdichte und -bedarf
Susanne Singer - Sylvia Hohlfeld - Daniel Müller-Briel - Andreas Dietz - Elmar Brähler -
Katharina Schröter - Antje Lehmann-Laue
Psychotherapeut 56 (5/2011). Springer-Verlag GmbH. Heidelberg.
Krebserkrankte haben in allen Phasen ihrer Erkrankung und Therapie Anspruch auf eine umfassende und qualitätsgerechte psychosoziale Versorgung. Ein Drittel der betroffenen Patienten im Akutkrankenhaus wünscht sich Unterstützung von einem Psychoonkologen bzw. einem Sozialarbeiter. Daten zur Psychoonkologischen Versorgungssituation von Krebspatienten im ambulanten und im stationären Bereich können dazu beitragen, Versorgungsdefizite aufzudecken und ihnen entsprechend zu begegnen.
Hintergrund
Obwohl es inzwischen allgemein akzeptiert ist, dass Krebserkrankte Anspruch auf eine umfassende und qualitätsgerechte psychosoziale Versorgung in allen Phasen ihrer Erkrankung und Therapie haben, dokumentiert beispielsweise im Nationalen Krebsplan der Bundesrepublik Deutschland (Handlungsfeld 2, Ziel 9, www.bmg.bund.de), ist noch strittig, in welchem Umfang tatsächlich Bedarf an und Bedürfnisse nach einer solchen Versorgung bestehen. Es liegen zwar mittlerweile verlässliche Daten zur Prävalenz psychischer Erkrankungen und allgemeiner psychischer Belastungen bei Krebspatienten im stationären Bereich vor (Atesci et al. 2004; Härter et al. 2000; Iqbal 2004; Keller et al. 2004; Lichtenthal et al. 2009; Nakasujja et al. 2007; Özalp et al. 2008; Singer et al. 2007; Wancata et al. 1998), und es kann als gesichert gelten, dass ein Drittel aller Betroffenen im Krankenhaus unter einer psychischen Belastung von Krankheitswert (Singer et al. 2010b) und etwa die Hälfte unter erhöhtem „distress“ leidet (Brant et al. 2011; Faller et al. 2003; Flatten et al. 2003; Mehnert et al. 2010), aber es besteht Dissens darüber, inwieweit psychische Komorbidität ein geeignetes Kriterium zur Indikation für eine psychoonkologische Betreuung im Krankenhaus darstellt. Alternativ wurde vorgeschlagen, zwischen Komorbidität mit unmittelbarer psychoonkologischer Handlungsrelevanz und psychischen Begleiterkrankungen ohne unmittelbare Handlungsrelevanz zu unterscheiden (Krauß et al. 2011). Ein anderer Vorschlag, erarbeitet in einer internationalen Konsensuskonferenz (Kiss 1995), beinhaltet, von Indikation für psychoonkologische Betreuung dann zu sprechen, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
- erhöhte psychische Belastung
- mangelnde soziale Unterstützung oder
- Wunsch des Patienten nach einer solchen Unterstützung.
Bekannt ist hierzu, dass ein Drittel der Patienten im Akutkrankenhaus sich Unterstützung von einem Psychoonkologen bzw. einem Sozialarbeiter wünscht (Singer et al. 2009a). Fraglich ist jedoch noch, inwiefern es dabei Unterschiede zwischen Patienten mit unterschiedlichen Tumorentitäten gibt. Dies zu wissen, ist wichtig für die Planung der entsprechenden Personalressourcen an einem Krankenhaus. Unbekannt ist weiterhin, wie viele Patienten und welche Patientengruppen entsprechende Angebote tatsächlich erhalten und in Anspruch nehmen. Allenfalls für die Versorgung in Brustzentren liegen derzeit Angaben vor (Giesler u. Weis 2009). Die von Giesler u. Weis (2009) befragten Zentren gaben an, dass durchschnittlich 62% der aufgenommenen Brustkrebspatientinnen psychoonkologisch betreut werden. Allerdings beruhen diese Zahlen auf Selbstangaben der Mitarbeiter der Brustzentren; es wurden keine Akten oder Kennzahlen hierfür ausgewertet. Und so sind die Autoren selbst auch skeptisch, inwieweit diese 62% der Brustkrebspatientinnen tatsächlich psychoonkologisch betreut wurden. In Zukunft werden über die Berichte der Deutschen Krebsgesellschaft, in denen die Kennzahlen der von ihnen zertifizierten Zentren ausgewertet werden, verlässlichere Angaben erwartet werden können. Für die nichtzertifizierten Krankenhäuser liegen jedoch bislang keine Daten zur Versorgungsdichte vor. Im ambulanten Sektor schließlich kann im Moment nicht nur hinsichtlich der Inanspruchnahme, sondern auch des Versorgungsbedarfs lediglich spekuliert werden. Experten gehen davon aus, dass die psychosoziale Versorgung Krebskranker hier vorwiegend von ambulanten Krebsberatungsstellen, zu einem geringeren Teil auch von niedergelassenen Psychotherapeuten, medizinischen Versorgungszentren oder Tageskliniken geleistet wird (Weis et al. 2000). Gemäß einer Befragung von niedergelassenen Psychotherapeuten werden etwa 5% aller Krebspatienten von ihnen behandelt (Schwarz et al. 2006). Wie viele der Erkrankten jedoch in Beratungsstellen versorgt werden, ist bislang nicht bekannt. Ziel dieser Studie war es, Daten zur psychoonkologischen Versorgungssituation von Krebspatienten im ambulanten und stationären Bereich unter Routinebedingungen zu gewinnen. Aus diesem Grund wurden die Inzidenzzahlen des Tumorregisters Leipzig, die Dokumentation des psychoonkologischen Konsil-/ Liaisondienstes für das Universitätsklinikum Leipzig und die Dokumentation der am Klinikum Leipzig angesiedelten ambulanten Krebsberatungsstelle miteinander verglichen, um folgende Fragen beantworten zu können:
1. Wie viel Prozent der am Universitätsklinikum behandelten Krebspatienten erhielten ein psychoonkologisches Konsil (bezogen auf die Gesamtgruppe und auf verschiedene Tumorentitäten)
2. Wie viele Patienten erhielten eine ambulante psychosoziale Versorgung in der Krebsberatungsstelle (bezogen auf die Gesamtgruppe und auf verschiedene Tumorentitäten) im Vergleich zu in der Region als neu oder rezidiviert erkrankt registrierten?
Darüber hinaus wurden für Vergleichszwecke Daten einer Patientenbefragung am Klinikum aus den Jahren 2002 bis 2006 zur Beantwortung der folgenden Fragen (jeweils bezogen auf die Gesamtgruppe und verschiedene Tumorentitäten) reanalysiert:
3. Wie viel Prozent der stationär aufgenommenen Patienten äußern den Wunsch nach psychologischer und nach sozialrechtlicher Hilfe im Krankenhaus?
4. Wie viel Prozent der stationär aufgenommenen Patienten sind psychisch belastet bzw. sozial hilfebedürftig?
5. Wie viel Prozent der Patienten sind ein halbes Jahr nach Diagnose psychisch belastet bzw. sozial hilfebedürftig?
Patienten und Methode
Datengrundlage
Auf drei Datenquellen wurde im Rahmen dieser Studie zugegriffen: Erstens auf das Tumorregister Leipzig, zweitens auf die Dokumentation der psychoonkologischen Versorger (psychoonkologischer
Dienst am Klinikum und ambulante Krebsberatungsstelle), drittens auf eine Patientenbefragung am Klinikum. Durch Gegenüberstellung der Daten aus diesen drei Quellen sollten Antworten auf oben genannte Fragestellungen gefunden werden.
Tumorregister Leipzig
Über das Tumorregister Leipzig, das vom Tumorzentrum am Universitätsklinikum Leipzig e. V. geführt wird, wurden Angaben zur Krebsinzidenz in der Region (Stadt Leipzig und Leipzig Land) ermittelt.
Im Tumorregister sind Daten zu Tumorentität, Patientenalter, -geschlecht und Ort der Primarbehandlung (Universität vs. andere Kliniken) enthalten. Ausgewertet wurden die Zahlen aus dem Jahr 2008.
Psychosoziale Beratungsstelle für Tumorpatienten und Angehörige
Durch die Dokumentation der Psychosozialen Beratungsstelle für Tumorpatienten und Angehörige, die an der Universität angesiedelt ist, wurde ermittelt, wie viele Patienten psychoonkologisch versorgt wurden. Ebenfalls für das Jahr 2008 wurde die Häufigkeit von ambulanten Kontakten einerseits und Konsilen bzw. Liaisonkontakten im Universitätsklinikum andererseits gezahlt. Beide Datenquellen (Zahl von Erkrankten vs. Zahl von Versorgten) sollten in Gegenüberstellung Aussagen zur Versorgungsdichte ermöglichen.
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